Biographie

„Ein Physiker, der nur Physiker ist, kann durchaus ein erstklassiger Physiker und ein hochgeschätztes Mitglied der Gesellschaft sein. Aber gewiß kann niemand ein großer Ökonom sein, der nur Ökonom ist – und ich bin sogar versucht hinzu­zu­fügen, daß der Ökonom, der nur Ökonom ist, leicht zum Ärgernis, wenn nicht gar zu einer regelrechten Gefahr wird.“

Friedrich August von Hayek verfasste im Laufe seines Lebens fast 50 Bücher, knapp 30 Broschüren und rund 270 wissenschaftliche Aufsätze. Seine Werke wurden in etwa 20 Sprachen übersetzt. Er hielt eine Fülle von akademischen Auszeichnungen und Ehrungen. Seine Schüler und Studenten kamen aus allen Kontinenten. Aus guten Gründen und infolge zunehmenden Interesses thematisierte von Hayek zuletzt die Lage im ehemals kommunistischen Osten. An seinem Lebensende († 1992 in Freiburg) konnte Friedrich August von Hayek auf ein außer­gewöhn­lich reiches Gelehrtenleben zurückblicken.

Für die Freunde der Freiheit – und darüber hinaus – ist er einer der bedeutendsten Sozialphilosophen unserer Zeit.

Hayeks wissenschaftliche Verdienste reichen von seinen Forschungen zur Geld-, Kapital- und Konjunkturtheorie, wo er als Gegenspieler von Keynes galt, über die Theorie des Sozialismus und Wettbewerbskapitalismus bis hin zu zentralen Fragen der Rechts- und Politischen Philosophie und Ideengeschichte. Methodologische Schriften und ein Essay über Psychologie kommen hinzu. Besonders aktuell ist seine Spätschrift zur „Entnationalisierung des Geldes“ einer echten Geldfreiheit. Nach seiner Wirkung war er vor allem ein Theoretiker der „Freiheit“ und – neben Ludwig von Mises – der hervorragendste Kritiker des Konstruktivismus als einer „Anmaßung von Wissen“.

Maßgebende Biographien zu Leben und Werk Friedrich August von Hayeks

Hans Jörg Hennecke: Friedrich August von Hayek: Die Tradition der Freiheit. Verlag Wirtschaft und Finanzen, Düsseldorf 2000 Zum Einstieg: Hans Jörg Hennecke. Friedrich von August von Hayek zur Einführung, Junius-Verlag , 3. Aufl., Hamburg 2014

Bruce Caldwell and Hansjörg Klausinger: Hayek. A Life, University of Chicago Press, 2022 Bruce Caldwell: Hayek´s Challenge.Intellectual Biography of Friedrich August von Hayek, University of Chicago Press, 2004

Friedrich August von Hayek (1899 – 1992)
1899

… wurde Friedrich August von Hayek  am 8. Mai in in einer Familie von akademischer Tradition in Wien geboren.

1917

… war Hayek als Artillerieoffizier in der KUK-Armee tätig.

1918

Nach Kriegsende inskribierte er sich an der Universität Wien für Rechtswissenschaften. Er hatte in dieser Zeit auch Begegnungen mit dem – neben Carl Menger – anderen großen Repräsentanten der zweiten Generation der österreichischen Schule, Friedrich von Wieser. Auch besuchte er die Vorlesungen Othmar Spanns. Es haben ihn damals zudem die Werke des Physikers und Wissenschaftstheoretikers Ernst Mach und Moritz Schlicks Erkenntnistheorie beeinflußt.

1921

… schloß von Hayek sein Rechtsstudium ab und entschied sich zum Studium der Staatswissenschaften, das er zwei Jahre später mit einem Dr. rer. pol. beendete.

1923 

Noch während seines Studiums trat Hayek ins „Österreichische Abrechnungsamt“ (für Kriegsschulden) ein und kam auf diese Weise mit dessen Direktor, Ludwig von Mises, in engen und wissenschaftlich fruchtbaren Kontakt. Ab 1923 veranstaltete Ludwig von Mises in seinem Büro in der Wiener Handelskammer sein berühmtes „Privatseminar“, dem neben Hayek auch später berühmte Ökonomen wie G. von Haberler, F. Machlup und O. Morgenstern, die Sozialphilosophen F. Kaufmann und A. Schütz, der Geschichtsphilosoph E. Voegelin, die Historiker F. Engel-Janosi und M. Herzfeld u. a. teilnahmen.

Vom April 1923 bis 1924 führte ein Rockefeller-Stipendium Hayek an die New-York-University, wo er bei J. W. Jenks, dem damals führenden amerikanischen Wirtschafts- und Staatsrechtler, als Assistent arbeiten konnte.

1927

… gelang es ihm und Ludwig von Mises, das „Österreichische Konjunkturforschungsinstitut“ zu gründen.

1929

… veröffentlichte er sein erstes Buch: Geldtheorie und Konjunkuturtheorie (2. Aufl. 1976).

Im selben Jahr habilitierte sich Friedrich August von Hayek an der Universität Wien. Sein Habilitationsvortrag „Gibt es einen Widersinn des Sparens?“ schockierte die Fachwelt und brachte ihm gleichzeitig eine Einladung von Lord Robbins zur London School of Economic ein (wo er im Winter 1931 vier Vorlesungen hielt und wenig später eine Professur erhielt).

1929

In die dreißiger Jahre fällt seine Auseinandersetzung mit Keynes über dessen makroökonomisch konzipierte Beschäftigungstheorie sowie dessen Geldtheorie; desgleichen die intensive Diskussion mit den Londoner Kollegen Oscar Lange und Abba Lerner über die Möglichkeit einer sozialistischen Wirtschaftsrechnung und die Erfolgsaussichten einer zentralen Planwirtschaft. Hayek entwickelte damals informationstheoretische Argumente, auf deren Basis er der staatlichen Wirtschaftssteuerung keine Erfolgsaussichten einräumte.

Hayek wurde in diesen Jahren – aufbauend auf Mises bahnbrechenden Leistungen – zu einem Hauptkritiker des Sozialismus (deutsch: Individualismus und wirtschaftliche Ordnung, 1952/1976).

1944

In London veröffentlichte er in diesem Jahr sein berühmtestes Buch: The Road to Serfdom, das 1944 in der Schweiz mit einem Vorwort von Wilhelm Röpke auf deutsch erschien (Der Weg zur Knechtschaft, 1945/1971/1976/1994/2021).

Während der Kriegszeit veröffentlichte er auch seine berühmte Studie „The Counter – Revolution of Science“, eine Kritik des szientistischen und konstruktivistischen Denkens von Descartes bis zur zeitgenössischen neoklassischen Wohlfahrtsökonomik und zum modernen Sozialismus (deutsch 1959: Mißbrauch und Verfall der Vernunft, 2. Aufl. 1979).

1947

Im April 1947 gründete von Hayek in der Nähe von Vevey in der Schweiz eine interdisziplinäre Konferenz gleichgesinnter liberaler Wissenschaftler und Intellektueller. Daraus wurde die „Mont Pélérin Society“, eine internationale Gesellschaft von Sozialwissenschaftlern und Intellektuellen, deren Anliegen die Erhaltung und Weiterentwicklung des liberalen Gedankengutes ist. Er war bis zuletzt ihr geistiger Mentor und Ehrenpräsident.

1949

Im Dezember dieses Jahres verließ von Hayek die London School of Economics, lehrte im Frühlingsquartal 1950 an der University of Arkansas, Vayetteville, und nahm im Oktober des gleichen Jahres eine neue Position als „Professor of Social and Moral Sciences“ an der University of Chicago an. Er war dort während der nun folgenden 12 Jahre u. a. mit Milton Friedman, Frank Knight, Aaron Director und etwas später auch mit George Stigler als engeren Fachkollegen umgeben.

1951

… erschien seine biographische Studie über John Stuart Mill and Harriet Taylor. 1952 sein psychologischer Essay „The Sensory Order“.

Viele halten für sein größtes Werk „The Constitution of Liberty“ 1960, deutsch: Die Verfassung der Freiheit 1971, dessen Manuskript er an seinem 60. Geburtstag dem Verleger übergab. In diesem Werk entwickelt Hayek die ethischen, anthropologischen und ökonomischen Grundlagen einer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

Nach 12 Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit in Chicago akzeptierte Hayek im Alter von 63 Jahren einen Ruf an die Universität Freiburg/Breisgau. Dort erschien u. a. sein vielzitierter Beitrag „Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ (1968). 16 weitere in Freiburg entstandene Aufsätze wurden in den „Freiburger Studien“ gesammelt. Viele dieser Essays stellen Vorarbeiten zu seinem dreibändigen Werk Law, Legislation and Liberty (1973/1976/1978) dar, welches einen weiteren Höhepunkt in seinem Schaffen darstellte. Es wurde 1980/81 auch in deutscher Sprache veröffentlicht.

1968

… übernahm von Hayek eine Gastprofessur an der Universität Salzburg. In diese Zeit fiel die Veröffentlichung seines Buches „The Denationalization of Money“ 1976 (deutsch: 1980), in der er für eine Privatisierung des Geldes eintritt.

1974

Im Herbst 1974 wurde ihm zu seiner Überraschung der Nobelpreis für Wirtschafts­wissen­schaften verliehen, den er freilich iro­ni­scher­weise mit Gunnar Myrdal, einem glühenden Sozialisten und Vater des schwedischen „Volksheimes“, teilen mußte.

1977

… kehrte von Hayek – in Deutschland sehr geschätzt – wieder nach Freiburg zurück. Von dort aus war er im folgenden Jahrzehnt sowohl unmittelbar wie mittelbar, über ihm nahestehende Persönlichkeiten, politisch beratend tätig. Zum Dank hierfür wurde ihm die seltene britische Auszeichnung eines „Companion of Honour“ 1985 und die Verleihung der höchsten US-amerikanischen zivilen Auszeichnung, der „Presidencial Medal of Freedom“ 1991 zuteil.

1989

… erschien sein letztes Werk „The Fatal Conceit“ (deutsch: 1996: Die verhängnisvolle Anmaßung. Die Irrtümer des Sozialismus).

1992

… starb von Hayek am 23. März im Kreise seiner Familie in Freiburg. Er wurde in Wien beigesetzt.

Nach Kurt Leube (Professor em., Stanford University, ECAEF Vaduz)

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