Friedrich A. von Hayek

„Ein Physiker, der nur Physiker ist, kann durchaus ein erstklassiger Physiker und ein hochgeschätztes Mitglied der Gesellschaft sein. Aber gewiß kann niemand ein großer Ökonom sein, der nur Ökonom ist – und ich bin sogar versucht hinzuzufügen, daß der Ökonom, der nur Ökonom ist, leicht zum Ärgernis, wenn nicht gar zu einer regelrechten Gefahr wird.“

F. A. von Hayek verfasste im Laufe seines Lebens fast 50 Bücher, knapp 30 Broschüren und rund 270 wissenschaftliche Aufsätze. Seine Werke wurden in etwa 20 Sprachen übersetzt. Er hielt eine Fülle von akademischen Auszeichnungen und Ehrungen. Seine Schüler und Studenten kamen aus allen Kontinenten. Aus guten Gründen und infolge zunehmenden Interesses thematisierte von Hayek zuletzt die Lage im ehemals kommunistischen Osten. An seinem Lebensende († 1992 in Freiburg) konnte F. A. von Hayek auf ein außergewöhnlich reiches Gelehrtenleben zurückblicken.

Für die Freunde der Freiheit – und darüber hinaus – ist er einer der bedeutendsten Sozialphilosophen unserer Zeit.

Hayeks wissenschaftliche Verdienste reichen von seinen Forschungen zur Kapital- und Konjunkturtheorie, wo er als Gegenspieler von Keynes galt, über die Theorie des Sozialismus und Wettbewerbskapitalismus bis hin zu zentralen Fragen der rechts- und politischen Philosophie und Ideengeschichte. Methodologische Schriften und ein Essay über Psychologie kommen hinzu. Nach seiner Wirkung war er vor allem ein Theoretiker der „Freiheit“ und – neben Ludwig von Mises – der hervorragendste Kritiker des Konstruktivismus als einer „Anmaßung von Wissen“.

Friedrich August von Hayek wurde am 8. Mai 1899 in Wien geboren, in einer Familie von akademischer Tradition. 1917/18 war Hayek als Artillerieoffizier in der KUK-Armee tätig. Nach Kriegsende inskribierte er sich an der Universität Wien für Rechtswissenschaften. Er hatte in dieser Zeit auch Begegnungen mit dem – neben Carl Menger – anderen großen Repräsentanten der zweiten Generation der österreichischen Schule, Friedrich von Wieser. Auch besuchte er die Vorlesungen Otmar Spanns. Es haben ihn damals zudem die Werke des Physikers und Wissenschaftstheoretikers Ernst Mach und Moritz Schlicks Erkenntnis-theorie beeinflußt.

1921 schloß von Hayek sein Rechtsstudium ab und entschied sich zum Studium der Staatswissenschaften, das er zwei Jahre später mit einem Dr. rer. pol. beendete.

Noch während seines Studiums trat Hayek ins „Österreichische Abrechnungsamt“ (für Kriegsschulden) ein und kam auf diese Weise mit dessen Direktor, Ludwig von Mises, in engen und wissenschaftlich fruchtbaren Kontakt. Ab 1923 veranstaltete Ludwig von Mises in seinem Büro in der Wiener Handelskammer sein berühmtes „Privatseminar“, dem neben Hayek auch später berühmte Ökonomen wie G. von Haberler, F. Machlup und O. Morgenstern, die Sozialphilosophen F. Kaufmann und A. Schütz, der Geschichtsphilosoph E. Voegelin, die Historiker F. Engel-Janosi und M. Herzfeld u. a. teilnahmen.

Vom April 1923 bis 1924 führte ein Rockefeller-Stipendium Hayek an die New-York-University, wo er bei J. W. Jenks, dem damals führenden amerikanischen Wirtschafts- und Staatsrechtler, als Assistent arbeiten konnte.

1927 gelang es ihm und Ludwig von Mises, das „Österreichische Konjunkturforschungsinstitut“ zu gründen.

1929 veröffentlichte er sein erstes Buch: Geldtheorie und Konjunkuturtheorie (2. Aufl. 1976).

1929 habilitierte sich Friedrich August von Hayek an der Universität Wien. Sein Habilitationsvortrag „Gibt es einen Widersinn des Sparens?“ schockierte die Fachwelt und brachte ihm gleichzeitig eine Einladung von Lord Robbins zur London School of Economic ein (wo er im Winter 1931 vier Vorlesungen hielt und wenig später eine Professur erhielt).

In die dreißiger Jahre fällt seine Auseinandersetzung mit Keynes über dessen makroökonomisch konzipierte Beschäftigungstheorie sowie dessen Geldtheorie; desgleichen die intensive Diskussion mit den Londoner Kollegen Oscar Lange und Abba Lerner über die Möglichkeit einer sozialistischen Wirtschaftsrechnung und die Erfolgsaussichten einer zentralen Planwirtschaft. Hayek entwickelte damals informationstheoretische Argumente, auf deren Basis er der staatlichen Wirtschaftssteuerung keine Erfolgsaussichten einräumte.

Hayek wurde in diesen Jahren – aufbauend auf Mises bahnbrechenden Leistungen – zu einem Hauptkritiker des Sozialismus (deutsch: Individualismus und wirtschaftliche Ordnung, 1952/1976).

In London veröffentlichte er (1944) sein berühmtestes Buch: The Road to Serfdom, das 1944 in der Schweiz mit einem Vorwort von Wilhelm Röpke auf deutsch erschien (Der Weg zur Knechtschaft, 1945/1971/1976/1994).

Während der Kriegszeit veröffentlichte er auch seine berühmte Studie „The Counter – Revolution of Science“, eine Kritik des szientistischen und konstruktivistischen Denkens von Descartes bis zur zeitgenössischen neoklassischen Wohlfahrtsökonomik und zum modernen Sozialismus (deutsch 1959: Mißbrauch und Verfall der Vernunft, 2. Aufl. 1979).

Im April 1947 gründete von Hayek in der Nähe von Vevey in der Schweiz eine interdisziplinäre Konferenz gleichgesinnter liberaler Wissenschaftler und Intellektueller. Daraus wurde die „Mont Pélérin Society“, eine internationale Gesellschaft von Sozialwissenschaftlern und Intellektuellen, deren Anliegen die Erhaltung und Weiterentwicklung des liberalen Gedankengutes ist. Er war bis zuletzt ihr geistiger Mentor und Ehrenpräsident.

Im Dezember 1949 verließ von Hayek die London School of Economics, lehrte im Frühlingsquartal 1950 an der University of Arkansas, Vayetteville, und nahm im Oktober des gleichen Jahres eine neue Position als „Professor of Social and Moral Sciences“ an der University of Chicago an. Er war dort während der nun folgenden 12 Jahre u. a. mit Milton Friedman, Frank Knight, Aaron Director und etwas später auch mit George Stigler als engeren Fachkollegen umgeben.

1951 erschien seine biographische Studie über John Stuart Mill and Harriet Taylor. 1952 sein psychologischer Essay „The Sensory Order“.

Viele halten für sein größtes Werk „The Constitution of Liberty“ (1960), deutsch: Die Verfassung der Freiheit (1971), dessen Manuskript er an seinem 60. Geburtstag dem Verleger übergab. In diesem Werk entwickelt Hayek die ethischen, anthropologischen und ökonomischen Grundlagen einer freien Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

Nach 12 Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit in Chicago akzeptierte Hayek im Alter von 63 Jahren einen Ruf an die Universität Freiburg/Breisgau. Dort erschien u. a. sein vielzitierter Beitrag „Der Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ (1968). 16 weitere in Freiburg entstandene Aufsätze wurden in den „Freiburger Studien“ gesammelt. Viele dieser Essays stellen Vorarbeiten zu seinem dreibändigen Werk Law, Legislation and Liberty (1973/1976/1978) dar, welches einen weiteren Höhepunkt in seinem Schaffen darstellte. Es wurde 1980/81 auch in deutscher Sprache veröffentlicht.

1968 übernahm von Hayek eine Gastprofessur an der Universität Salzburg. In diese Zeit fiel die Veröffentlichung seines Buches „The Denationalization of Money“ (1976, deutsch: 1980), in der er für eine Privatisierung des Geldes eintritt.

Im Herbst 1974 wurde ihm zu seiner Überraschung der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen, den er freilich ironischerweise mit Gunnar Myrdal, einem glühenden Sozialisten und Vater des schwedischen „Volksheimes“, teilen mußte.

1977 kehrte von Hayek – in Deutschland sehr geschätzt – wieder nach Freiburg zurück. Von dort aus war er im folgenden Jahrzehnt sowohl unmittelbar wie mittelbar, über ihm nahestehende Persönlichkeiten, politisch beratend tätig. Dank hierfür wurde ihm durch die seltene britische Auszeichnung eines „Companion of Honour“ 1985 und durch die Verleihung der höchsten US-amerikanischen zivilen Auszeichnung, der „Presidencial Medal of Freedom“ 1991 zuteil.

1989 erschien sein letztes Werk „The Fatal Conceit“ (1989, deutsch: 1996: Die verhängnisvolle Anmaßung. Die Irrtümer des Sozialismus).

Im Kreise seiner Familie starb von Hayek am 23. März 1992 in Freiburg. Er wurde in Wien begraben.

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